Der Weg ist das Ziel

Heute erzähle ich euch etwas über das vorwärts bewegen in Sri Lanka:

Lange habe ich gestern überlegt, ob ich heute diese Reise mit Zug und Bus von Negombo nach Kandy alleine machen soll. Ein paar Kilometer liegen schon dazwischen und so ohne jemanden unterwegs zu sein am letzten Tag in Sri Lanka (was wenn ich es nicht rechtzeitig zurück schaffen würde, Morgen geht mein Flug nach Indien...kann ich selber ein Zugticket lösen, wann weiss ich, wenn mein Zug geht und das ganze wieder zurück?). Zu viele Frage - halt Stopp - Gedanken weg. Die letzten Tage in Sri Lanka haben mir gezeigt, wie hilfsbereit die Menschen hier sind und wie unnötig die vielen zweifelnden Gedanken sind. Vertraue, meine heutige Affirmation 🙏🏼.

Und so steige ich Morgens um 6:00 Uhr in das bestellte Taxi ein (es kommt tatsächlich), dass mich in 1h an den nächstgelegen Bahnhof Ragana bringt, wo ich auf die Linie nach Kandy (holy city) einsteigen kann.

Viel zu früh, aber besser als zu spät, stehe ich am Bahnhof. Der Fahrer zeigt sich sehr erkenntlich und begleitet mich dann sogar an den Bahnschalter, wo er mir zeigt, welchen Ticketschalter ich wählen muss. Es gibt nämlich verschiedene, je nach Strecke und Klasse. Ich wähle die 2. Klasse, da scheint es etwas bequemer zu sein für Touris. Nun bin ich gespannt auf den Preis...RS 170, entspricht Chf 1.02 (für ca. 2h). Kaum zu glauben...da müssen wir zuerst einen Ort suchen um meine 1000er Note zu wechseln (dachte dass sollte an der Railwaystation möglich sein). Hari hari (ok), getan (jemand kennt jemand der wiederum jemanden kennt, der wechseln kann) und wieder zurück an den Ticketschalter. Nun halte ich das Zugticket in den Händen und nach einigem Durchfragen stehe ich auf Perron 2. Um 8:50 Uhr soll es losgehen. Ich bin gespannt und etwas nervös zugleich. Wird alles klappen? Wenn ich dann da bin, komme ich auch wieder gut zurück? Hilfe immer diese Gedanken, lass es sein und beobachte, was hier so abgeht und nehme wahr. Menschen überqueren massenweise die Gleise (eine Überführung gibt es, die benützen aber nur Frauen, ältere Menschen und Touristen), Speisen werden verkauft und rege Schwätzchen gehalten. Nur wenige starren auf ihr Handy oder stöpseln sich die Ohren voll. So werde ich auch angequatsch...als einzige Touristin zurzeit bin ich wohl auffällig. Aber die Gespräche haben auch was gutes; so erfahre ich, dass der nächste Zug dann doch noch nicht meiner ist und ich warten muss. Und die 2te Klasse ist jeweils angeschrieben - hari hari, let‘s go. Nun kommt der Zug und ich bin sehr froh, dass er nicht so vollgequetscht ist, wie die Züge zuvor, die ich gesehen habe (horror). Die fahren doch tatsächlich mit offenen Türen ab bzw. weiter. Halte sich wer halten kann - oh my god (siehe Video). Einen leeren Platz hat es allerdings auch in der 2. Klasse nicht, so stehe ich die 1h, finde es aber stimmig, wie ich die Landschaft von Sri Lanka aus der offenen Zug-Tür erfassen kann. Das Feeling ist für mich ein voller Erfolg und ich bin dann noch sitzend in Kandy angekommen; rege werden Plätze abgeboten und getauscht. Kandy selber gefällt mir sehr gut. Da besuche ich den bekannten Tempel, wo ein Zahn von Buddha aufbewahrt wird. Der Hauptteil des heutigen Tages gilt aber der Fortbewegung. So mache ich mich am Nachmittag auf den Weg zum Busbahnhof. Es soll einen Bus direkt nach Negombo zurück geben...na schauen wir mal. Auch hier erweisst sich der Fahrer (hier Tuk Tuk) als Schlüsselperson. Er fährt mich auf Anfrage direkt zum passende Bus - staun. Weiter staun, der fast gleiche Preis zurück...wird aber ca 3.5h dauern. Skeptisch betrachte ich den Bus von Aussen...ich habe Glück und bin eine von den ersten. Schnell rein und Platz nehmen. Die Zeit bis zur Abfahrt überbrücke ich mit Lesen. Dann gehts los, neben mir ein junger Mann von Kandy, der sein Freund besuchen will. Die 1h geht schnell rum mit Gesprächen und Erzählungen. Der Bus wird immer voller bei jedem Stopp...so manche müssen im Gang stehen. Ich döse vor mich hin, geniesse den Fahrtwind im Gesicht und dann die untergehende Sonne, ein toller Anblick. Den Hintern spühre ich nach 3h nicht mehr, aber egal, das Freiheitsgefühl ist unbeschreiblich udn überwiegt. Dabei wird mir klar: Der Weg ist das Ziel. Geniesse den Weg, er birgt so viel Spannendes, und lass die Gedanken über ein Scheitern mal beiseite.